Vor einem halben Jahr knickte „Kyrill“ vor allem die Fichten im Chemnitzer Forst. Die Grünen fordern Abkehr von den Fichtenmonokulturen und ökologischen Waldumbau.
Mit 200 Stundenkilometern fegte am 18. und 19. Januar diesen Jahres Orkan „Kyrill“ über Deutschland. Die vorläufige Waldschadensbilanz in Sachsen: Cirka 1 Million Kubikmeter Bruch- und Wurfholz*.
Wie der städtische Forstabteilungsleiter Dr. Gernot Kupfer auf eine Stadtratsanfrage der Grünen jetzt mitteilte, entfallen davon 12.000 Kubikmeter auf den Chemnitzer Forst. Das sind reichlich ein Prozent des sächsischen Gesamtschadens, obwohl nur cirka 0,3 Prozent der sächsischen Waldfläche Chemnitz gehört. „Kyrill“ hat den Stadtforst somit verhältnismäßig stark getroffen.
„Dies verwundert uns nicht.“ so die grüne Stadträtin Annekathrin Giegengack, „Noch immer ist die Fichte mit 39 Prozent dominierende Baumart in den Chemnitzer Wäldern. Der schnell wachsende, kerzengerade Baum lässt sich zwar gut verkaufen, ist aber sehr anfällig gegenüber Stürmen, Trockenheit und rindenbrütenden Insekten. Der heutige hohe Anteil der Fichte ist Resultat jahrhundertlanger Beeinflussung der natürlichen Baumzusammensetzung durch den Mensch.“
Opfer des Sturmtiefs wurden vor allem Fichten im Zeisigwald, im Glösaer Wald und Tiergarten, im Mittelsaidaer Wald an der B 101 und an der Saidenbachtalsperre. „In der 2004 beschlossenen Forsteinrichtungsplanung wurde die Fichte wieder als Hauptwirtschaftsbaumart favorisiert. Jetzt müssen die richtigen Schlüsse aus „Kyrill“ gezogen und konsequent Bestände mit der potentiell natürlichen Vegetation entwickelt werden!“ mahnt Giegengack. „Das sind Mischwälder mit hohem Anteil regionaltypischer Laubbäume wie Buche und Eiche.“
Die Grünen im Rathaus begrüßen daher eine noch für dieses Jahr angekündigte neue sächsische Förderrichtlinie. Mit dieser soll die Aufforstung von Freiflächen, die durch Naturereignisse entstanden sind, mit standortgerechten Baumarten finanziell unterstützt werden. „Durch Umbau der Wälder zu nachhaltigen naturnahen Mischwäldern verlängert sich die Frist bis zur Holzernte. Der Wettbewerb mit weltweit wachsenden Holzmärkten macht es einheimischen Forstbetrieben schwer, unter solchen Voraussetzungen wirtschaftlich zu arbeiten. Deshalb sollte der Freistaat die neue Förderrichtlinie schnell in Kraft setzen.“ so Giegengack.
„Naturnahe Waldbewirtschaftung schützt den Wald dauerhaft, erhält seine Leistungsfähigkeit für den gesamten Naturhaushalt, orientiert sich an den natürlichen Abläufen in den Waldökosystemen und befriedigt die vielfältigen Bedürfnisse heutiger und künftiger Waldnutzer.“ so die Chemnitzer Grüne.
* zum Vergleich Gesamtschaden in Deutschland: 26,5 Million Kubikmeter
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