Wehrdienst? Zivildienst? Nulldienst!

zwangsdienstGrüne Jugend Chemnitz erläutert, was man gegen das Einziehen zu Wehr- oder Zivildienst tun kann: „Nulldienst“ ist ein Kunstbegriff der praktisch schon alles sagt. Weder Wehr- noch Zivildienst zu leisten hat sich in den letzten Jahren zum Regeldienst entwickelt. Nun kann man zwar zur Wehrdienstberatung bei der Bundeswehr gehen oder sich bei Beauftragten des Bundesamts für den Zivildienst über den Zwangsdienst ohne Waffe informieren, aber das unterschlägt völlig die dritte und wahrscheinlichste Alternative: nämlich gar nix zu machen, Nulldienst zu leisten eben.

Wie das geht, sagt seit Anfang Juni die GRÜNE JUGEND CHEMNITZ. Jeden Donnerstag bieten wir eine Beratungssprechstunde für junge Wehrpflichtige in unserem Büro an und zeigen, welche Möglichkeiten es gibt um keinen Wehr- und Zivildienst zu leisten damit man zu jenen gehört, die das Jahr sinnvoller zu verbringen wissen – in freiwilligen Diensten, Ausbildung oder Studium zum Beispiel.

Am 5. Mai veranstaltete die GRÜNE JUGEND CHEMNITZ als Einstieg dazu eine öffentliche KDV-Beratung. Helmut Stein, seit 30 Jahren kirchlicher Beauftragter für die Betreuung und Beratung von KriegsdienstverweigererInnen, wurde dafür als Fachmann eingeladen und zeigte aktuelle Entwicklungen bei der Durchführung der Wehrpflicht auf. Er wies außerdem auf die Notwendigkeit hin, sich frühzeitig zu informieren und eine persönliche Beratung in Anspruch zu nehmen, denn mit 18 Jahren kommt jeder junge Mann ins wehrpflichtige Alter und muss laut Wehrpflichtgesetz seinen Wehrdienst oder einen Ersatzdienst ableisten. Kaum jemand weiß allerdings, dass dies schon längst nicht mehr die Regel ist und damit alle, die ihre Wehrpflicht erfüllen zu Leidtragenden einer unsagbaren Willkür werden.

Von 440.000 jungen Männern, die 2007 ihren 18. Geburtstag feiern werden gerade einmal 56.000 ihren Grundwehrdienst ableisten. Das sind nur 13 Prozent. Hinzu kommen 140.000, die ihre Wehrpflicht durch einen Ersatzdienst, in der Regel den Zivildienst erfüllen. Dies sind mehr als doppelt soviel wie zur Bundeswehr gehen, aber immer noch viel weniger als die Zahl der Nulldienstleistenden.

Die Mehrheit von 244.000 wird in den ganzen Jahren nämlich nie herangezogen. Dafür gibt es viele Gründe, die die Wehrpflicht in Deutschland schon längst zum Auslaufmodell haben werden lassen. So reichen etwa die Musterungskapazitäten der Kreiswehrersatzämter nicht aus, um jeden auf seine Tauglichkeit hin zu untersuchen – ohnehin hätte die Bundeswehr viel zu wenige Grundwehrdienstplätze, sie kann höchstens jeden achten berücksichtigen. Die Ungerechtigkeit ist damit vorprogrammiert! Außerdem sind die Musterungskriterien bis ins Lächerliche aufgeweicht, so dass mittlerweile eher die Rede von „Ausmusterungskriterien“ sein muss. Bedauerlich in diesem Zusammenhang ist, dass all jene, die durch ihren Antrag auf Kriegsdienstverweigerung den Dienst an der Waffe aus moralischen Gründen ablehnen, damit zum Erhalt der Wehrpflicht als staatlich verordnetem Dienst an der Waffe beitragen. Würde niemand einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung stellen, wären selbst CDU-PolitikerInnen nicht mehr in der Lage, die Zahlen irgendwie pro Wehrpflicht zu drehen.

Für die Zukunft bleibt zu hoffen, dass es nicht mehr lang dauert bis die Wehrpflicht endlich ausgesetzt und die Wehrungerechtigkeit damit gelöst wird. Bis dahin bietet die GRÜNE JUGEND CHEMNITZ weiterhin jeden Donnerstag um 19 Uhr die Nulldienstberatung an.

Marcel Bäck, Grüne Jugend Chemnitz

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