Bericht von Steffi Zaumseil

mueller_klinger_lazar Chemnitztag Monika Lazar MdB ;Fraktion Bündnis90/Die Grünen; Sprecherin für Strategien gegen Rechtsextremismus, am 31.03.2008

Die Stadt – Der ländlichen Raum – Vereine und Projekte Betroffener ; drei Stationen mit Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen, Begegnungen und  Auseinandersetzungen mit Rechtsextremismus haben, besuchte unsere grüne, sächsische Bundestagsabgeordnete Monika Lazar:

 

1. Die Stadt , Bürgerverein "City", Getreidemarkt, 10.00 bis 12.00 Uhr

In der Podiumsdiskussion mit Detlef Müller MdB SPD und Freia Klinger MdL Die Linke, stellte Monika Lazar die Studie " Grenzen lokaler Demokratie – Zivilgesellschaftliche Strukturen gegen Nazis im ländlichem Raum" vor.

Im vollen Vereinsraum wurde das Thema engagiert zur eigenen Chemnitzer rechten Szene diskutiert. Die Meinung von einigen jungen Leuten, dass die Stadt nichts tut, konnte durch die neuerlich eingestellten Landes- und städtischen Finanzmittel für den neu formulierten "Aktionsplan gegen Rechtsextremismus" vom Podium relativiert werden,

Nach der Schilderung der unermüdlichen Vortragstätigkeit vor sächsischen Schülern, beschrieb die Zeitzeugin und Überlebende des Holocaust, Frau Renate Aris, dass der Bildungsstand über das "Dritte Reich" gegen Null fährt. Wenn in absehbarer Zeit keine Zeitzeugen mehr diese Arbeit leisten können, gingen Kinder und Jugendliche Nazi-Ideologien noch stärker "auf den Leim".  Die vielfache Kritik über die ungenügende  Vermittlung von Geschichtskenntnissen in unseren sächsischen Schulen zog sich durch alle Veranstaltungen.

Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens unserer Stadt würden sich nicht sichtbar den Nazis entgegen stellen – siehe Friedenstag 05. März , als die Bürgermeisterin und andere lieber im Rathaus gesessen hätten als bei der rechten Demo Paroli zu bieten. Manches sei wohl von den "oberen" so gewollt. Diesen Anschuldigungen folgte der Protest der 3 PolitikerInnen im Podium. Diese Diskussion brachte das Thema NPD Verbot und  Angebote der Demokratie auf die Tagesordnung.

Über ihre konkrete Arbeit sprachen:

Opferberatungsstelle Betroffener rechter Gewalt, Julia Wedendorf: Sie wehrt sich auf Grund ihrer praktischen Erfahrungen dagegen vom "rechten Rand" zu sprechen." Es geht um die Mitte der Gesellschaft!"

Jugendweiheverein, Gerd Stör: Antifa – Arbeit findet im Vorfeld der Jugendweihe statt und ist notwendig, z.B Besuch von Gedenkstätten, Konzentrationslagern, Gespräche mit Zeitzeugen.

Das Auditorium begrüßte einhellig, dass verschiedene demokratische Parteien an einem Tisch sitzen um sich zu positionieren und forderte, dass beim Thema Rechtsextremismus und Kampf gegen Nazis es kein Parteiengeplänkel geben darf.

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2. Ländlicher Raum, Kulturfabrik Neukirchen, 14.00 bis 16.00 Uhr

Die Gesprächsrunde der Teilnehmerinnen aus der Koordinierungsstelle Kulturkreis Neukirchen (Bundesprogramm "Vielfalt tut gut…"), der Coachin für die lokalen Aktionspläne, Frau Andrea Wagner und weiterer Projekte, Maßnahmen und Initiativen (anderer Träger) des Hauses leitete Marie-Luise Apostel. Die Schwierigkeiten und Erfolge, so wie Hemmnisse durch bürokratischer Hirten (Antragstellungen) bei der Arbeit für Toleranz und Demokratie im allgemeinen und den Strukturaufbau der 4 beteiligten Gemeinden des Aktionsplanes im Besonderen, wurde der Bundestagsabgeordneten ausführlich und "hautnah" aufgezeigt.

Der Beginn der Arbeit ist mit Sportveranstaltungen, Workshops, Runder Tisch und Filmveranstaltungen unter dem Sammelbegriff VIELFALT getan. Das Programm geht drei Jahre und es wird von allen Akteuren bemängelt, dass es zu viele, versplitterte Träger von Maßnahmen gibt und die zeitlichen Begrenzungen der inhaltlichen Arbeit und organisatorischen Machbarkeit schaden.

Während eine Positionierung gegen Nazis in der Stadt weitestgehend anonym statt findet, ist es im ländlichen Raum, wo man sich von Kindheit an gegenseitig kennt sehr schwierig und direkt persönlich. Das macht die Arbeit schwierig, vor allem bei der Gewinnung von Mitstreitern. Die Rechtsradikalen bauen derzeit regelrechte Patenschaften für einzelne Kinder und Jugendlichen mit Schwierigkeiten auf, um ihnen bei der Arbeitssuche, Fahrt zur Arbeit und im Alltagsleben zu helfen.  Nazistrukturen bestehen in verschiedenen Gruppierungen und treten dort stark auf wo demokratische Kräfte und die gesamte Gesellschaft Lücken hat. Freizeitgestaltung, Dazugehörigkeit, Hilfe in der Gruppe sind die Einstiegsgründe.

 

 

3. Projekte und Vereine Betroffener (Multikulturelle  und Ländervereine, AG In-und Ausländer, Schwulen-Lesbenverband, Migrantinnen…) Lila Villa Chemnitz, 17.00 bis 19.00 Uhr

In kleiner Runde konnten sehr direkt die Befindlichkeiten, Beobachtungen und Alltagsprobleme des Lebens im heutigen Deutschland benannt werden. Das Desinteresse der meisten Bürger über einen vermeintlich DEUTSCHEN Tellerrand mal hinaus zu sehen wurde auf seine Ursachen hin befragt. Die Gefährlichkeit, die aus dieser Abgrenzung entspringt wird von der Politik zu wenig auf gegriffen – so die Redner. Die Verbotsproblematik für die NPD und andere rechtsradikale Gruppierungen und die Möglichkeiten der Schulbildung wurde auch hier diskutiert. Programme und Förderungen von Bund und Ländern für die couragierten Leute sollten viel stabiler, langfristiger  und im Zusammenhang mit wirklich lebendiger Basisarbeit passieren. Es gibt zu viele "Papiertiger", zu viel Zerfahrenheit, Bürokratie und Inkompetenz.

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Fotos: Steffi Zaumseil

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