Bericht Veranstaltung Industriekultur

Veranstaltung IndustriekulturGroßer Andrang im Chemnitzer Industriemuseum zur Veranstaltung der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN: "Wie viel ist uns die sächsische Industriekultur wert?" 150 Personen folgten am 9.2.09 der Podiumsdiskussion mit Staatsministerin Eva-Maria Stange, dem Direktor des Industriemuseums Dr. Jörg Feldkamp, moderiert durch den kulturpolitischen Sprecher der Fraktion, Dr. Karl-Heinz Gerstenberg.

"Aufbruch statt Abbruch" – Podiumsdiskussion zur Zukunft der sächsischen Industriekultur

Veranstaltung IndustriekulturSachsen glänzt auch jenseits des Dresdner Barocks mit Stolz: sächsischer Erfinder- geist und sächsische Handwerks- und Ingenieurs- kunst haben den Freistaat erst zu dem gemacht, was da heute in den Dresdner Kunstsammlungen, in den Sächsischen Schlössern und Gärten so strahlt. Und noch mehr: Die sächsische Industriekultur erzählt von dem, was den Alltag in früheren Jahrhunderten prägte und noch heute ausmacht. 150 Besucher folgten der Podiums- diskussion, zu der die grüne Landtagsfraktion ins Industriemuseum Chemnitz eingeladen hatte. „Wie viel ist uns die sächsische Industriekultur wert?“

Staatsministerin Eva-Maria Stange betonte immer wieder, sie könne kaum Verständnis darüber aufbringen, dass das Thema Industriekultur in ihrem Ministerium fast zehn Jahre lang ein eher missachtetes Dasein fristete. Sie selbst sei überzeugt von der engagierten Arbeit der im Zweckverband zusammengefassten sächsischen Industriemuseen und von der großen Bedeutung des Themas für Sachsen. Jedoch habe weder sie noch ihre Fraktion durchsetzen können, die im Koalitionsvertrag festgeschriebene jährliche Abschmelzung der Zuschüsse rückgängig zu machen und den Zweckverband finanziell angemessen auszustatten.

Prof. Rainer Wirtz, der unter anderem im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim und im Rheinischen Industriemuseum tätig war, erinnerte an die überzeugende Qualität der im Sächsischen Industriemuseum geleisteten Arbeit. Man müsse die in Sachsen vorhandenen Kompetenzen sinnvoll – am besten in einer Stiftung – bündeln, um die in Sachsen vorhandenen Zeugnisse der Industriekultur weiter bewahren und nutzen zu können. Aufbruch statt Abbruch müsse das Motto sein.

"Viele verströmen den Schweiß der Edlen und sie werden diesen Schweiß noch lange vergießen müssen"

Mut machte auch Dr. Michael Henker von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen in Bayern. Der Freistaat sei in die Verantwortung zu nehmen, kein Museum, auch das bestorganisierte nicht, könne sich ökonomisch selbst tragen. Er bewunderte das Engagement, dass er in Chemnitz nicht nur bei den Mitarbeitern im Hause, sondern auch bei vielen Ehrenamtlichen erlebte, und kommentierte: „Es sind hier viele, die den Schweiß der Edlen verströmen, aber ich kann Ihnen gleich sagen, sie werden diesen Schweiß auch noch lange vergießen müssen.“

Der Direktor des Chemnitzer Industriemuseums, Dr. Jörg Feldkamp, kritisierte die Tourismusstrategie des Freistaates, der einseitig auf Schlösser und Gärten und das Grüne Gewölbe setze. „Jeden Besucher, der in unser Haus kommt, haben wir uns hart erarbeitet“, sagte er. „Bei uns fällt keiner zufällig gleich nach dem Besuch der Frauenkirche ins Museum, zu uns muss sich jeder auf den Weg machen.“ Trotzdem haben er und seine Mitarbeiter 2008 mehr als 80.000 Besucher ins Museum gelockt.

Karl-Heinz Gerstenberg, kulturpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Sächsischen Landtag, moderierte die Veranstaltung und resümierte zum Schluss: „Das hohe Interesse an der Veranstaltung zeigt auch, dass Industriekultur durchaus nicht aus dem Trend ist. Auch die wachsenden Besucherzahlen sind ja ein Zeichen dafür, dass die Industriemuseen auf wachsendes Interesse stoßen. Hier wurden viele kreative Ideen zusammengetragen. Aber trotzdem, obwohl ich heute ganz bewusst wenig von Geld gesprochen habe: Ich glaube, es ist ganz wichtig und auch notwendig, diese 400.000 Euro, die der Zweckverband braucht, bereitzustellen, und das muss auch möglich sein in einem 16-Millarden-Haushalt. Und da kann auch kein Koalitionsvertrag im Weg stehen. Man kann auch Fehler in einem solchen Koalitionsvertrag korrigieren. Diese 400.000 sind deshalb so wichtig, damit in den Häusern des sächsischen Industriemuseums endlich die Köpfe freigemacht werden können, um sich auf die fachliche Arbeit zu konzentrieren und nicht ständig darauf, wie das Geld dafür zu organisieren ist. Das wäre mein Wunsch, dass mit so viel Optimismus und penetranten Tropfen, der den Stein vielleicht am Ende doch höhlt, endlich eine qualifizierte Arbeit für eine Zukunft des industriekulturellen Erbes in Sachsen möglich ist. So viel muss uns die Industriekultur einfach wert sein.“

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