GRÜNE: Kommunen reagieren bei Kinderbetreuung viel zu zögerlich auf Babyboom

Elke HerrmannHerrmann: Mangel an Plätzen für unter 3-Jährige, überfüllte Kitas für über 3-Jährige, Angebote oft nicht wohnortnah, Qualität bleibt auf der Strecke
"Sachsens Kommunen haben sich keineswegs auf eine dem Babyboom angemessene Kinderbetreuung eingerichtet", kritisiert Elke Herrmann, sozialpolitische Sprecherin der GRÜNEN-Fraktion die Äußerungen der Stadtverwaltungen von Leipzig, Dresden, Chemnitz und Zwickau gegenüber einer dpa-Umfrage.

"Jahrelang haben die Kommunen die Entwicklung verschlafen. Viele Eltern finden heute keinen Betreuungsplatz für ihr Kind, wenn sie nach der Elternzeit wieder arbeiten wollen. Sie sich schon vor der Geburt ihres Kindes in einer Kita an, um in den ersten Lebensjahren überhaupt einen Platz zu bekommen."

"Und die aktuellen Maßnahmen der Kommunen deuten nicht auf eine Verbesserung der Situation hin", so Herrmann.

1. Der Bedarf an Plätzen für Kinder unter drei Jahren ist in keiner Stadt ausreichend. Ein Problem bei der Vereinbarung von Familie und Beruf.

"Ein Grund für den Mangel Plätzen ist, dass in der Vergangenheit Krippenplätze in Kitaplätze für Kinder über 3 Jahren umgewandelt wurden, um dem auch dort zunehmenden Bedarf gerecht zu werden. Der Rechtsanspruch gilt erst für Kinder ab 3 Jahren."

2. Die Rechnung, der Zahl der Kinder einfach nur eine entsprechende Zahl der Plätze in Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege gegenüber zu stellen, wird dem Bedarf der Eltern nicht gerecht.

"Eltern brauchen wohnortnahe Angebote. Es ist in den Stadtverwaltungen bekannt, in welchen Stadtteilen viele Kinder leben und in welchen weniger. Die Bedarfsplanung muss darauf reagieren. Es kann nicht sein, dass Eltern und Kinder von der Verwaltung quer durch die Stadt zu einer Kita geschickt werden. Das ist für die Betroffenen eine Zumutung und vor allem für Alleinerziehende oft eine zu große Hürde."

3. Wenn die Kitas bis an die Grenze der entsprechenden Richtlinien, in manchen Fällen sogar darüber hinaus, ausgelastet werden, bleibt die Bemühung um Qualität in der frühkindlichen Ausbildung auf der Strecke.

"Die Kita kann keine besonderen Angebote, die Eltern wollen und die im Konzept der Kita eigentlich festgehalten sind, durchführen, da weder genügend Raum noch Personal zur Verfügung steht."

"Besonders unverschämt wird es, wenn Eltern gedrängt werden, sich mit diesem mangelhaften Angebot abzufinden, wie es in Chemnitz geschehen ist. Dort hatte Bürgermeisterin Heidemarie Lüth von der Linken doch tatsächlich erklärt, dass eine Erneuerung des Bedarfsplans nicht notwendig sei, weil der Babyboom nur vorübergehend ist."

"Wenn Eltern ein tolles Angebot in ihrer Stadt vorfinden, entscheiden sie sich dort zu leben und auch Kinder zu haben. Eine kinderfreundliche Stadt hat auch in Zukunft mehr Kinder! Deshalb sind die Städte klug, die flexibel auf den Bedarf der Familien reagieren und auch mit Hilfe freier Träger wohnortnahe Angebote schaffen."

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