Alaaf und Helau! – Chemnitzer GRÜNE senden Narrengrüße nach Köln und Düsseldorf

Ein paar Gedanken zu einer verkehrt-verkehrten Welt

Heute wird um 11:11 Uhr sehr vieles anders sein, denn auch die fünfte Jahreszeit steht unter der Prämisse der Pandemiebekämpfung. Statt bunter Straßenzüge mit tausenden Besucher*innen und ausgelassenen Feiern, gilt ab heute #diesmalnicht. Viele Prominente haben sich der Kampagne angeschlossen, um für den wichtigen Verzicht öffentlicher wie privater Feiern zu sensibilisieren. Das ist kein spökes (Kölsch für Unsinn), sondern wichtig, um Ansteckungen zu vermeiden und die Auslastungen der Krankenhäuser zu schonen. Neben dem Irrtum, es gäbe zu viele freie Betten, vergessen die meisten auch, dass das Pflegepersonal nach wie vor nicht aufgestockt wurde. Fachkräfte schießen auch im Herbst nicht wie Pilze aus dem Boden, sondern sind nach einem dreiviertel Jahr mit der Pandemie weiterhin an ihren physischen wie psychischen Grenzen. Mittlerweile wird nicht einmal mehr für sie geklatscht. #whocareswedo #pflegenotstand

Unsere guten Freund*innen in Köln und Düsseldorf klatschen sicherlich zu Hause. Für die Kölner*innen haben wir uns sogar mal an den Fremddialekt Kölsch getraut:

„De jute Jeck ond de jute jeckin bleben zohus ond singe mit janz viel jeföhl.“ Bitte korrigiert uns, falls das nicht richtig war. Auf jeden Fall wünschen wir euch trotz allem eine heitere Zeit, wo es nur geht!

In Düsseldorf beschreitet man für die Tradition des Hoppeditz-Erwachens digitale Wege: https://www.helau.cc/de/hoppeditz-erwachen-2020-677.html

Dafür gibt es von uns ein fettes Like und auch euch, liebe Freund*innen, wünschen wir die ein oder andere, ansteckungsfreie närrische Freude!

Dass gerade in einer Krisenzeit Lachen als Ventil für Angst und Sorgen, besonders wichtig ist, bezweifelt sicher niemand. Doch Karneval ist historisch und kulturell noch viel mehr, als die einfache Fröhlichkeit. Die fünfte Jahreszeit bedeutet eine Verkehrung der Wirklichkeit und sie öffnet Tür und Tor für die Begegnung mit der anderen Welt. Im Glauben vieler Völker gibt es neben der menschlichen Welt auch eine Welt der Geister und Toten. Zu bestimmten Zeiten im Jahresverlauf werden zwischen diesen Welten Begegnungen möglich. Im Zuge der Christianisierung versuchte die katholische Kirche solchen „Aberglauben“ zu vertreiben. Dass ihr das nicht immer gelang, zeigen bis heute die katholischen Karnevalshochburgen.

Karneval ermöglicht den Menschen einen spielerischen Umgang mit allem, was ihnen Angst macht. Früher waren das Geister aus einer anderen Welt. Doch auch wir haben heute noch Ängste. Urängste wie die Angst vor dem Tod werden den Menschen stets beschäftigen.

In Sachsen haben wir GRÜNEN die Angst, dass der Rechtsextremismus auch in Zukunft von der sächsischen CDU marginalisiert wird. Wir fürchten, dass eine konsequente Aufarbeitung der Geschehnisse vom 07.11. in Leipzig ausbleibt. Wir fürchten, dass die Geister der nationalsozialistischen Vergangenheit sich immer wieder unter das Volk mischen und noch stärker werden. Daher ist uns gerade absolut nicht zum Lachen zu mute.

Solch ein Superspreaderevent darf sich nicht wiederholen. Wir sind daher froh, dass die kommunalen Verantwortungsträger:innen in Nordrheinwestfalen mit Weitsicht agieren. In der fünften Jahereszeit gilt unsere Solidarität auch den zahlreichen Jeck:innen, die uns sonst mit ihren Umzügen, Büttenreden, Prunkwägen und vielem mehr erfreuen und unsere Welt ins Schöne verkehren!

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