Heute ist GRÜNdonnerstag, der fünfte Tag der Karwoche. An diesem Tag gedenken Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Die GRÜNEN sind eng mit der christlichen Friedensbewegung in der DDR und nach der Wende verbunden. Grund genug, heute einige Christen aus unserem Kreisverband zu Wort kommen zu lassen und ihren Gedanken zu diesem ungewöhnlichen Osterfest zu geben. Vor dem Karfreitag wünscht man eigentlich keine frohe Ostern. Aber ein paar schöne und gesegnete Feiertage wünschen wir dennoch.
Kathleen Kuhfuß
Die letzten Wochen waren für uns alle nicht einfach. Corona hat unser aller Leben auf den Kopf gestellt. Dennoch schaffen es die meisten, das beste daraus zu machen. Und für alle, die es nicht aus eigener Kraft schaffen, sind fast alle Hilfseinrichtungen trotz Krise immer noch erreichbar und geben weiterhin bestmögliche Unterstützung.
DANKE, dass Ihr da seid!
Ostern ist nicht nur das Fest der Auferstehung Christus, sondern auch ein Fest, an dem sich die Menschen mit Ihren Liebsten treffen. Dieses Jahr wird das etwas anders sein. Wir werden Ostern in den kleinstmöglichen Familienkreisen verbringen. Aber auch das werden wir überstehen!
Wichtig dabei ist, dass wir dennoch den Kontakt zu unseren Lieben aufrechterhalten. Nutzt doch die Zeit, um mal mit ganz vielen Menschen zu telefonieren. Am besten, das Telefonbuch einmal runter. Bei dem schönen Wetter kann man auch mal bei Omi & Opi vorbei spazieren und ein paar liebe Worte von unten zum Balkon hoch rufen.
In diesem Sinne, wünsche ich euch allen ein paar erholsame Tage. Und für alle, die nächste Woche gemeinsam Ferien mit Ihre Kindern daheim verbringen, bastelt doch mal was Schönes für Familie und Freunde, aber auch gern für Menschen in Alters- und Pflegeheimen, die gerade allein sind.
Ideen dafür findet ihr in meinem Beitrag vom 08.04.2020 -> https://gruenlink.de/1qi3
Volkmar Zschocke
„Der Frieden muss bewaffnet sein“ hieß es in meiner Schule. Mir wurde erklärt, dass nukleare Massenvernichtungswaffen dazu da sind, den Frieden und mein Leben zu schützen. Den Tod mit dem Tod abschrecken? Das erschien mir absurd.
Ostern war für mich die Hoffnung, dass das Leben über den Tod hinausreicht. Auferstehung als Aufstand gegen den Tod. Als friedliches Aufbegehren gegen Aufrüstung und Militarisierung. Der Aufnäher „Schwerter zu Pflugscharen“ an der Jeansjacke war damals mein kleiner Aufstand gegen die finale Todeslogik der atomaren Aufrüstung.
Ostern ist eigentlich ein religiöses Fest. Die Friedensbotschaft von Ostern ist für mich aber bis heute eine politische geblieben: Wenn in der Morgendämmerung die Osterkerze entzündet wird, geht es um den Sieg des Lebens über den Tod – in den Kriegsstädten, in den Flüchtlingslagern und aktuell auch auf den Intensivstationen dieser Welt. Das ist Hoffnung und aktiver Handlungsauftrag zugleich.
Katharina Weyandt
„Wir haben am Sonntag die ganze Zeit Gottesdienste im Internet geguckt“, erzählt ein iranischer Freund. Und zu meiner Überraschung: „Auch von der Landeskirche, das war schön. So wie immer in unserer Kirche.“ Ja wirklich, er ist hier in der Michaeliskirche getauft worden, fühlt Verbindung zur traditionellen Liturgie. Während es in meiner Lutherkirche sowieso nicht so traditionell zugeht und ich mich in diesen Gottesdienst-online-Zeiten auch mal weiter weg klicke. Die Gemeinde ist ja eine weltweite unterschiedliche Gemeinschaft. Wie eine Familie, betonen die Christen aus den Reihen der Flüchtlinge. Und Familie ist wichtig – sie erinnern mich daran, dass der eigentliche Kulturkreis des jüdisch-christlichen Glaubens der Orient ist. Kontakte zu pflegen tut mir selbst gut. Jetzt widmen wir uns dem, zu verstehen, was Karfreitag und Ostern, Tod und Auferstehung Jesu, für die Welt bedeuten. Gemeinsam festlich zu essen fehlt mir fast mehr als in die Kirche zu gehen…
Christin Furtenbacher, Landesvorsitzende
Das Osterfest erinnert uns immer wieder daran, wie nah Freude und Leid, Dunkel und Hell, Leben und Tod beieinander liegen. Die Botschaft lautet: Wir dürfen hoffen! Das gibt Kraft, jeden Tag wieder für das zu kämpfen, woran man glaubt.
Dan Fehlberg, ehem. Sprecher des KV-Vorstands
Ostern ist das höchste Fest in der christlichen Kirche. Als Christ feiere ich die Auferstehung von Jesus Christus, feiere das Leben.
Das geschieht nicht in Ausblendung von Einsamkeit, Tod und Leid. Gerade die Passionsgeschichte, die Karwoche, zeigt deutlich, welchem Leid ein menschliches Leben ausgesetzt sein kann. Von seiner Einsamkeit im Garten Gethsemane, über den Verrat bis zum Zitat aus dem alttestamentlichen Psalm 22 im Kreuzestod „Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen!“ berichtet die Bibel über die Leidensweg von Jesus Christus. Leid wird in der Bibel nicht ausgeblendet oder verneint.
Wie alle Menschen sind und werden auch Christinnen und Christen von Leid betroffen. Auch sie verspüren Angst und Unsicherheit. Auch sie kennen die Sorge um Mitmenschen, Familienangehörige und sich. In der Passionszeit gehen sie – mit Ihren Erfahrungen – den Leidensweg von Jesus Christus mit.
Doch dem wird die frohe Botschaft des Lebens entgegengehalten. Der Tod hat seinen Stachel der Endgültigkeit verloren. Der Tod Jesu Christi ist nicht das Ende der Geschichte zwischen Gott und den Menschen. Daran glauben Christinnen und Christen.
Die Evangelien (d.h. Frohe Botschaft) berichten, dass verängstigte und trauernde Menschen auf den auferstandenen Jesus treffen. Das Grab ist leer. Zunächst zweifelnd erfahren sie sowohl in Begegnungen, als auch in Erzählungen und gemeinschaftlicher Ausübung von Traditionen, Ritualen und Festen von der Auferstehung, also von der Anwesenheit Gottes unter Ihnen. Dies treibt sie an, die frohe Botschaft in Wort und Tat zu überbringen: „Gott ist ein Gott der Lebendigen und nicht der Toten.“
Diese frohe Botschaft verleiht auch mir Kraft, Gemeinschaft und Hoffnung, um mich aus lähmender Angst, Trauer und Resignation zu befreien. Mit dem christlichen Ostergruß: „Der Herr ist auferstanden“, wünsche ich allen eine hoffnungsvolle Osterzeit.