Der Arbeitskreis „Chemnitzer Vielfaltstag“ hat acht Ziele für den Vielfaltsprozess im Kreisverband Chemnitz erarbeitet und bittet die Mitgliedschaft, diese Ziele zu beschließen und ihre Umsetzung zu unterstützen. Der Arbeitskreis „Chemnitzer Vielfaltstag“ bezieht sich in seinen Konzepten und Zielsetzungen auf das Vielfaltsstatut des Bundesverbandes und die Arbeit der Vielfaltskommision des sächsischen Landesverbandes.
1 Patenschaftsprogramm
Eine politische Kultur der Vielfalt braucht eine hohe Aktivität vieler verschiedener Personen und ein wertschätzendes, unterstützendes Miteinander im Handeln.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss es sein, vielfältige Mitglieder zu gewinnen und in seine Aktivitäten einzubinden sowie Begegnungen zwischen Mitgliedern mit verschiedenen Erfahrungen zu ermöglichen.
Daher soll im Kreisverband Chemnitz das Patenschaftsprogramm für Neumitglieder und Interessierte aktiv umgesetzt werden. Hierzu sind Angebote wie etwa ein Leitfaden, Patenschaftstreffen, Matchingseiten und andere Unterstützungsmöglichkeiten zu entwerfen. Für die Umsetzung des Patenschaftsprogramms soll ein*e Patenschaftsbeauftragte durch die Mitgliedschaft für zwei Jahre gewählt werden. Zudem soll eine enge Zusammenarbeit mit den Neumitgliederbeauftragten und dem Kommunikationsteam angeregt werden.
2 Mitgliederbefragung
Politisches Ehrenamt und engagierte Teilnahme an Aktivitäten des Kreisverbandes durch Personen mit verschiedenen Lebensrealitäten bedarf entsprechender Bedingungen, um Familie, Beruf und andere Lebensbereiche mit dem Ehrenamt vereinbaren zu können.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss es sein, möglichst gute und für verschiedene Personengruppen passende Bedingungen für ehrenamtliche Arbeit herzustellen.
Daher soll durch den Kreisvorstand eine Mitgliederbefragung durchgeführt werden, die die Passung von Uhrzeiten, Orten, Kinderbetreuungsangebote und andere Bedingungen von Partei-Veranstaltungen und -Aktivitäten abfragt. Die Ergebnisse der Befragung sollen dem Kreisvorstand, der Kreisgeschäftsstelle sowie den Arbeitsgemeinschaften als Grundlage für die Planung ihrer Aktivitäten und Veranstaltungen dienen.
3 Verständliche Kommunikation
Gelebte Vielfalt im innerparteilichen Miteinander braucht eine Kommunikation, die für alle verständlich und zugänglich ist.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss es sein, für alle verständlich zu kommunizieren.
Daher soll bei Veranstaltungen im Kreisverband die Gesprächsleitung darauf achten, dass verständlich kommuniziert wird, Abkürzungen aufgelöst und Fremdwörter vermieden werden. Die Gesprächsleitung ermutigt außerdem alle Anwesenden dazu, Nachfragen zu stellen, sollte etwas unklar sein. So soll eine Gesprächskultur des Verstehens angeregt werden. Bei Mitgliederversammlungen wird unter Formalia auf diesen Selbstanspruch des Präsidiums hingewiesen sowie um verständliche Sprache bei Redebeiträgen und Verständnisfragen gebeten.
4 Checkliste für Barrierefreiheit
Politische Teilhabe wird oft durch Barrieren behindert, die vor allem Menschen mit körperlichen Beeinträchtigungen ausschließen.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss es sein, Veranstaltungen barrierefrei und sicher zu gestalten.
Beeinträchtigungen können Ressourcen einzelner Menschen belasten und/oder einschränken. Politische Macht wird durch Leistungsfähigkeit beeinflusst. Menschen, die auf Grund einer Beeinträchtigung, über diese nicht immer verfügen, dürfen nicht von der politischen Teilhabe und Mitbestimmung ausgeschlossen werden.
Für Veranstaltungen im Kreisverband Chemnitz wird eine „Checkliste für barrierefreie und sichere Veranstaltungen“ erstellt, die als Grundlage für Veranstaltungsplanungen und -durchführungen dienen soll. Ist eine Barrierefreiheit nicht umsetzbar, muss das Höchstmaß an erreichbarer Barrierearmut angestrebt werden. Für die Erstellung der Checkliste ist der Vorstand verantwortlich.
5 Politische Teilhabe
Eine verantwortungsvolle Politik für ein gerechtes und vielfältiges Miteinander kann nur gelingen, wenn sie nicht nur für Vielfalt, sondern auch aus Vielfalt heraus handelt.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss sein, Personen mit verschiedenen Hintergründen, Biografien, Lebensrealitäten und Lebensaltern für politische Arbeit im Ehren- und Hauptamt zu gewinnen.
Im Kreisverband Chemnitz sind aktuell u.a. wenige migrantisch gelesene Personen aktiv und ihre Perspektiven dadurch auch wenig repräsentiert und eingebunden.
Daher setzt sich der Kreisverband das Ziel, migrantische Personen gezielt anzusprechen, persönlich und über spezifisch ausgerichtete Öffentlichkeitsarbeit, um sie
- zur aktiven Teilnahme an Veranstaltungen,
- für Arbeitsgemeinschaften und Landesarbeitsgemeinschaften
- für die Vorstandsarbeit,
- für andere ehrenamtliche Aktivitäten,
- für hauptamtliche Mitarbeit im Falle von offenen Stellen,
- für eine Positionen als sachkundige Einwohner:in in Beiräten und Ausschüssen
- sowie für Mandate zu gewinnen. Dieses Vorhaben soll insbesondere bei der Gewinnung von Kandidaten:innen für die Kommunalwahlliste eine wichtige Rolle spielen.
Die Ermutigung von Personen, denen der Zugang zu politscher Teilhabe erschwert wird, bezieht sich nicht nur auf migrantische Personen.
Auch Menschen mit Beeinträchtigung sollen aktiv ermutigt werden für die Kommunalwahlliste und/oder Positionen als sachkundige Einwohner:in zu kandidieren. Sie sollen durch die Fraktion und den Kreisverband bei Kandidatur und Amtsausübung unterstützt werden.
Über diese Maßnahmen hinaus, ist es Ziel des Kreisverbandes Personen aus allen gesellschaftlichen Facetten für politische Teilhabe auf allen Ebenen zu begeistern und dabei zu unterstützen.
6 Vielfaltsgremium
Mit Blick auf die Vielfaltsdimension geschlechtlicher Identitäten ist es Anspruch des Vielfaltsprozesses, Sichtbarkeit, Repräsentanz und Antidiskriminierung für Personen aller geschlechtlicher Identitäten zu erreichen. Sowohl gesellschaftliche als auch innerparteiliche Strukturen basieren allerdings auf binärgeschlechtlichen Ordnungssystemen.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss es sein, Personen aller geschlechtlicher Identitäten gleichberechtigt einzubinden und auf dem Weg zur Gleichberechtigung marginalisierte Gruppen besonders zu unterstützen und zu empowern.
Mit Blick auf die Frauenförderung haben wir Bündnisgrüne hier bereits viel Arbeit geleistet, diese ist fortzuführen. Die Förderung von Menschen, die sich nicht binären geschlechtliche Identitäten zuordnen und dadurch von Marginalisierung betroffen sind, gilt es sich auf Weg zu machen. (Marginalisierung bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Personen nicht wahrgenommen, nicht erwähnt und deswegen ihre Rechte auch nicht ausreichend beachtet werden).
Daher soll im Kreisverband Chemnitz ein Viefaltsgremium durch den Kreisvorstand eingesetzt werden, das den Auftrag erhält, innerparteiliche Strukturen und Praktiken zu untersuchen und herauszuarbeiten, an welchen Stellen binäre Kommunikations- und Organisationsformen Personen anderer geschlechtlicher Identitäten ausschließen oder nicht einbinden. Das Gremium soll Vorschläge zur Verbesserung erarbeiten und dem Kreisvorstand vorlegen. Der Kreisvorstand in Zusammenarbeit mit der Kreisgeschäftsstelle hat dann die Möglichkeit, diese Vorschläge hinsichtlich ihrer Umsetzung zu kommentieren. Bericht und Kommentar werden der Mitgliedschaft zur Abstimmung vorgelegt. Es soll angeregt werden, dass sich im Kreisverband eine AG (Arbeitsgruppe) Vielfalt gründet, die die Prozesse auch nach Ende der Arbeit des Gremiums weiter begleiten kann.
7 Veranstaltungen zur Vielfaltsförderung
Der Vielfaltsprozess ist sowohl als innerparteilicher Lern- und Öffnungsprozess hin zu vielfältigen Netzwerken in der Stadtgesellschaft zu verstehen.
Ziel eines tatsächlich vielfältigen Kreisverbandes muss es sein, für inner- und außerparteiliche Vielfaltsprozesse Unterstützungsangebote bereitzustellen.
Daher sollen im Kreisverband Chemnitz jährlich eine Veranstaltung als Workshop im Bereich der Vielfaltsförderung innerhalb der Partei und eine Veranstaltung zur Vielfaltsförderung mit Blick auf den Netzwerkausbau durchgeführt werden. Für die Planung und Durchführung ist der Kreisvorstand zuständig, gegebenenfalls unter Zusammenarbeit mit einer AG Vielfalt.
8 Haushaltsposten für Vielfaltsarbeit
(1) Der Kreisverband finanziert sich aus den Beiträgen der Mitglieder, aus Sach- und Geldspenden, den Umlagen des Landesverbandes BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN in Sachsen und dem gebildeten Vermögen.
(2) Ein jährlicher Haushaltsplan ist zu erstellen und von der Mitgliederversammlung zu beschließen. Wenn absehbar ist, dass die Gesamtausgaben im jeweiligen Kalenderjahr um 10 Prozent über dem beschlossenen Haushaltsplan liegen werden, ist ein Nachtragshaushalt zu erstellen und von der Mitgliederversammlung zu beschließen.
(3) Die Mitgliederversammlung wählt zwei Revisor:innen, die einmal jährlich zu einem selbst gewählten Zeitpunkt die Konto-, Kassen- und Buchführung durch den/die Schatzmeister:in überprüfen. Über diese Prüfung ist ein Protokoll anzufertigen, dass sowohl der Mitgliederversammlung als auch der/dem Landesschatzmeister:in vorzulegen ist. Die Revisor:innen werden für die Dauer von zwei Jahren gewählt.
(4) Näheres regelt eine von der Mitgliederversammlung mit absoluter Mehrheit zu beschließende Finanzordnung.