Das 20. Türchen ist der vierte Teil der fünfteiligen lyrischen Adventskalenderreihe von Doris, unserer Geschäftsführerin von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Chemnitz. Heute tanzt der Beitrag allerdings etwas aus der Reihe. Genauso wie seine berühmte Protagonistin.
Noch vier Tage bis Weihnachten. Was passiert gerade bei euch zu Hause? Backt ihr Plätzchen? Schmückt ihr einen Weihnachtsbaum? Bereitet ihr Geschenke vor? Oder sinniert ihr darüber, dass Weihnachten dieses Jahr anders ausfällt als sonst?
Was auch immer es sein mag, vielleicht möchtet ihr kurz inne halten, um herauszufinden, was sich am 20.12.2011 hinter Johannas lyrischem Adventskalendertürchen verborgen hatte:
Johanna kommentierte den Spruch damals damit, dass das Alter reine Definitionssache sei. Immerhin wähnt hier eine neunjährige Kinderfigur, die besten Tage ihres Lebens lägen nun hinter ihr. Pippi Lotta sieht den Alterungsprozess kritisch, die zurückliegende Zeit der Kindheit scheint ihr eine Gute zu sein. Aber sicher ist sie sich „wohl“ auch nicht und somit lässt die schwedische Piratentochter den Raum offen für die Möglichkeit, dass auch im Alter Gutes liegen kann. Anders sicherlich, aber deshalb nicht zwingend schlecht.
Vorurteile gegenüber Alter und älteren Menschen sind genauso Käse wie solche gegenüber Kindern. Gemeinsam ist ihnen die Bevormundung von Menschen, die jeweils eigene Erfahrungshorizonte haben. Im fortgeschrittenen Alter liegt ein positiver wie negativer Erfahrungsreichtum, im besten Fall der Rückblick auf eine erfüllte Biografie. Doch mit dem höherem Alter werden zunehmend auch Ängste verbunden: Altersarmut, Krankheit, Pflegebedürftigkeit und Einsamkeit.
2020 war kein schönes Jahr, um alt zu sein. Plötzlich wurde aus einer Generation eine Risikogruppe und Kontakte zu Angehörigen waren kaum oder gar nicht mehr möglich. Ich selbst habe nur durch meine Mutter und meine Tante, die beide in Pflegeheimen arbeiten, erfahren wie hart diese Zeit für alle Beteiligten war und wie tragisch es manche Einrichtungen getroffen hat.
COVID-19 hat in Deutschland mehrheitlich ältere Menschen das Leben gekostet. Sie waren Partner:innen, Großeltern, Eltern, Brüder, Schwestern, Freund:innen, Nachbar:innen. Vielleicht waren sie Mitglieder in Vereinen und vielleicht haben sie an Weihnachten in Chören gesungen oder in Orchestern gespielt. Wer auch immer sie waren, sie werden vermisst.
Vier Tage vor Weihnachten möchte ich mit euch innehalten, um der vielen Toten der Pandemie weltweit zu gedenken. So wie wir den Opfern von Anschlägen gedenken und den Opfern von Kriegen, so gedenken wir auch den Opfern von Krankheiten. Weil wir als Menschen zwar den Tod allgemein akzeptieren müssen, aber nicht den Tod, den wir durch Prävention, Friedenspolitik und Forschung verhindern könnten.
Wenn ihr mögt, haltet nun einen Moment zum Gedenken inne.
Zum Ausklang habe ich noch einen Wunsch für euch in Form dieses Bildes.
Herzlichst,
Doris