Ein interessantes Interview ist heute auf der Seite 3 in der Freien Presse, passend zur Lichterkette am Sonntag.
Der junge Politologe Johannes Staemmler, der mit anderen zusammen das Projekt http://www.dritte-generation-ost.de gegründet hat, wird von Ulrike Nimz befragt. Hier ein Zitat: Ob der Osten Nachholbedarf in Sachen Demokratie habe?
„Zugespitzt könnte man sagen, dass die ehemaligen DDR-Bürger von ihrem Recht Gebrauch machen, sich nicht zu engagieren. Damals mussten sie, heute lassen es viele. Ich könnte jetzt die üblichen Forderungen aufstellen, dass sich Parteien und Privatleute bewegen müssen. Ich glaube aber, dass die Menschen wissen, dass sie sich mit ihrer Stadt oder Gemeinde auseinandersetzen müssen, um Teil einer kritikfähigen Gesellschaft zu werden, in der andersartige Meinungen nicht als Störung empfunden werden. Wenn sie sich nicht aus moralischer Überzeugung artikulieren, dann wenigstens aus Interesse am Ruf ihrer Heimat“
Sprechen Sie aus Erfahrung?
„Ja und nein. Ich komme aus Dresden und weiß, wie es sich anfühlt, wenn ein Teil der Bevölkerung nur seine Ruhe haben will. Und ich kenne die Angst, Nazis zu begegnen. Dennoch: Mir ist nie etwas passiert. Entsprechend kann ich manchmal kaum sagen, ob die Angst begründet war oder lediglich gut kommuniziert.“
Die politische Auseinandersetzung mit der rechtsextremen Mordserie ist von Abwehrreflexen geprägt. Was denken Sie, wenn Sie hören: In unserer Stadt gibt es das nicht?
„Leugnen ist kein praktikabler Ansatz. Ich kann mich noch an die Stimmen erinnern, die vor jeder Demo in Dresden gesagt haben: Wenn niemand gegen die Nazis demonstrieren würde, würde die niemand bemerken. Zu glauben, dass sich das Problem von alleine löst, ist grundfalsch. Das ist die Aussage einer nicht wehrhaften Zivilgesellschaft – einer Gesellschaft, die nicht gelernt hat, im Konflikt eigene Ansichten zu entwickeln und zu vertreten.“
Schade nur, dass die Freie Presse nicht noch mal zur Lichterkette aufgerufen hat!
Bei den GRÜNEN sammeln sich jedenfalls diejenigen, die sich engagieren, und zwar aus eigener Überzeugung auch gegen Widerstand. Deshalb finde ich es so lohnend, hier Mitglied zu sein.
Katharina Weyandt