Am 25.3.2019 beschloß die Mitgliederversammlung des Chemnitzer Kreisverbands 5 Ziele für ein fahrradfreundliches Chemnitz:
Radverkehr in Chemnitz konsequent fördern – 5 Ziele für eine fahrradfreundliche Stadt
Radfahren macht Spaß! Mehr Radfahren ist gut für die Stadt, denn es bedeutet weniger Lärm, weniger Abgase und weniger Flächenverbrauch. Fahrradfahren schont Ressourcen und schützt das Klima. Die für den Radverkehr benötigte Infrastruktur ist zudem vergleichsweise günstig und langlebig.
Es gibt also viele gute Gründe, auch in Chemnitz den Radverkehr endlich konsequent zu fördern. Wesentliche Schritte hin zu einer fahrradfreundlichen Stadt müssen bis zum Kulturhauptstadtjahr 2025 erfolgen. Spätestens 2030 muss Chemnitz überall fahrradfreundlich sein.
1. Neue komfortable und sichere Wege bauen!
In Chemnitz müssen viel mehr komfortable und sichere Wege für Fahrräder entstehen. Dabei können wir viel von anderen Städten mit konsequenter Radverkehrsförderung lernen.
Radschnellverbindungen oder geschützte Radfahrstreifen sollen ein stadtweites Schnellradelnetz bilden. Davon ausgehend erschließen verkehrsberuhigte Nebenstraßen, Fahrradstraßen sowie abseits der Straßen verlaufende Radwege mit mindestens vier Metern Breite alle Teile der Stadt.
Die Infrastruktur für den Radverkehr muss komfortabel und sicher sein. Deshalb ist eine vom Fußverkehr und vom motorisierten Verkehr komplett getrennte Führung für den Radverkehr zu bevorzugen. Wo das nicht möglich ist, sind Tempo 30 als Limit für Alle und ausreichende seitliche Sicherheitsabstände zu überholenden motorisierten Fahrzeugen zu gewährleisten. Radfahrstreifen und Schutzstreifen auf Fahrbahnen müssen Mindestbreiten von 2,5 Metern aufweisen.
Zu ruhendem motorisiertem Verkehr ist ein Mindestabstand von 1 Meter einzuhalten. Ist dieser Abstand nicht zu gewährleisten, ist auf die Einrichtung von Parkmöglichkeiten zu verzichten.
2. Grüne Wellen und Vorfahrt für das Rad!
Grüne Wellen sind nötig, um den Radfahrer*innen ein schnelles Vorankommen in der Stadt zu ermöglichen. Der ÖPNV soll weiterhin Vorrang haben, aber gleich danach muss der Radverkehr Grün bekommen. Querungen von Nebenstraßen und wenig befahrenen Hauptstraßen sollen für das Schnellradelnetz sowie für die wichtigsten Radwege mit Vorrang für den Radverkehr erfolgen. Ampeln müssen so gestaltet werden, dass sie Radfahrer*innen zuverlässig erkennen und Kreuzungen in einem Zug zu überqueren sind.
3. Flächen fair teilen!
Viele Verkehrsflächen in Chemnitz sind grotesk überdimensioniert. Dadurch ist es mit Umwidmungen sehr schnell möglich, dem Radverkehr eigene Spuren und großzügige Wege zur Verfügung zu stellen. Bei neuen Planungen sind grundsätzlich Fuß- und Radwege sowie Strecken für den ÖPNV zuerst zu planen und die dafür nötigen Flächen zu sichern. Diebstahl-, vandalismus- und witterungsgeschützte Abstellmöglichkeiten müssen im ganzen Stadtgebiet für verschiedene Fahrradtypen (z.B. Lastenräder) zur Verfügung stehen.
Ein großer Teil der Verkehrsflächen werden derzeit durch den ruhenden motorisierten Verkehr blockiert. Wir GRÜNEN möchten diese Flächen wieder der Allgemeinheit zur Verfügung stellen. Zeitgleich mit der Schaffung immer besserer Alternativen zum eigenen Auto müssen deshalb Parkflächen des motorisierten Verkehrs im öffentlichen Raum reduziert oder in Fahrradstellplätze umgewandelt werden, die wesentlich weniger Fläche pro Fahrzeug verbrauchen.
4. Bei den Jüngsten beginnen!
Fahrradfahren statt Elterntaxi muss im Umfeld von Schulen und Kindereinrichtungen konsequent ermöglicht werden. Autofreie Zonen im Umkreis von 50 Metern schaffen die nötige Sicherheit für die Jüngsten. Natürlich gilt dort auch für Räder langsam zu fahren und bremsbereit zu sein! Fahrradbügel und Abstellmöglichkeiten für Kinderanhänger müssen anstelle von PKW-Stellplätzen geschaffen werden.
Für Sicherheit im Straßenverkehr brauchen Kinder und Jugendliche eine solide Radverkehrsausbildung. Damit diese nicht länger provisorisch auf Schulhöfen und in Turnhallen stattfindet, braucht Chemnitz einen Radverkehrsübungsplatz.
5. Radverkehrsförderung in allen Ämtern!
Die Förderung des Radverkehrs ist eine Querschnittsaufgabe für alle städtischen Ämter. Deshalb müssen in allen Ämtern dafür Personalkapazitäten geschaffen werden. Die Radverkehrsförderung muss ämterübergreifend koordiniert werden. Für diese Koordinationsaufgabe sind ausreichend Vollzeitstellen als Radverkehrsbeauftragte zu schaffen und mit den nötigen Befugnissen auszustatten. Neben vielen baulichen Aufgaben an Wegen, Straßen, in Grünanlagen und im Umfeld aller öffentlichen Einrichtungen sind Öffentlichkeitsarbeit und Verkehrserziehung angemessen zu berücksichtigen. Chemnitz soll Mitglied der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte (AGFS) werden.
Ein städtischer Radverkehrsservice nimmt bauliche und Sicherheitsmängel über verschiedenste Kommunikationskanäle auf und behebt sie zügig. Beim Winterdienst muss das Schnellradelnetz genauso zügig beräumt werden, wie das für den ÖPNV benötigte Straßennetz. Eine angepasste städtische Winterdienstsatzung regelt ebenso wie für Gehwege die Räumung aller Radwege und Nebenstraßen.