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Fakten zur Diskussion um den IPCC Bericht zum Klimawandel

Die „Klimaskeptiker“ machen im Windschatten der Kritik am letzten IPCC-Bericht zum Klimawandel wieder mal eine Kampagne. Die Diskussionen um den „Weltklimarat“ IPCC sind nicht neu, aber in ihrer Heftigkeit und Konzentration bisher ohne Beispiel. Bei genauer Betrachtung der Vorwürfe wird jedoch deutlich, dass mit dem Aufbauschen einzelner Fehler in einem Teilbereich des 4. Sachstandberichtes alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel in Zweifel gezogen werden sollen.

Die „Klimaskeptiker“ machen im Windschatten der Kritik am letzten IPCC-Bericht zum Klimawandel wieder mal eine Kampagne. Die Diskussionen um den „Weltklimarat“ IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, deutsch: Zwischenstaatlicher Ausschuss für Klimafragen) sind nicht neu, aber in ihrer Heftigkeit und Konzentration bisher ohne Beispiel. Bei genauer Betrachtung der Vorwürfe wird jedoch deutlich, dass mit dem Aufbauschen einzelner Fehler in einem Teilbereich des 4. Sachstandberichtes alle wissenschaftlichen Erkenntnisse über den Klimawandel in Zweifel gezogen werden sollen.

Wer erarbeitet die Berichte des IPCC?

IPCC wurde 1988 von der World Meteorological Organisation (WMO) und United Nation Environmental Programme (UNEP) gegründet. Das Panel ist ein wissenschaftliches Gremium, leistet jedoch selbst keine wissenschaftliche Forschungsarbeit. Seine Rolle besteht darin, die neuesten Ergebnisse der weltweiten Klimaforschung zu sammeln und einzuschätzen. Für die Berichterstellung sind drei Arbeitsgruppen zuständig.

Arbeitsgruppe I beschäftigt sich mit den naturwissenschaftlichen Grundlagen des Klimawandels, Arbeitsgruppe II mit den Auswirkungen, Anpassungen und der Verwundbarkeit durch den Klimawandel und Arbeitsgruppe III schließlich mit Möglichkeiten zur Verminderung des Klimawandels.

Wie sicher sind die Aussagen des IPCC?

Die Kritik am IPCC richtet sich sowohl auf die Ergebnisse der Arbeitsgruppe I (naturwissenschaftliche Grundlagen des Klimawandels), indem ein maßgeblicher Einfluss des Menschen auf das Klima bestritten wird, als auch auf Teilergebnisse der Arbeitsgruppe II (Auswirkungen des Klimawandels), die in einigen Punkten tatsächlich fehlerhaft sind. Trotz einiger Unstimmigkeiten im Berichtsteil II, kann kein Zweifel an den Grundaussagen zur Entwicklung des überwiegend anthropogen verursachten Klimawandels abgeleitet werden.

Was ist dran an den Vorwürfen der Kritiker?

Die wissenschaftliche Kritik an einigen Teilergebnissen der Arbeitsgruppe II ist berechtigt. Insbesondere die Passage zum Schwund der Gletscher im Himalaya enthält offensichtlich Fehler. Diese Fehler sind nicht zuletzt auf die Verwendung von Literatur ohne entsprechenden „Peer-Review“ (das heißt, Beiträge werden vor der Veröffentlichung von anderen Wissenschaftlern begutachtet) zurückzuführen, in diesem Fall auf den Bericht einer Umweltorganisation ohne wissenschaftliche Grundlage.

Des Weiteren wurde in dem Bericht der Anteil der unterhalb des Meeresspiegels gelegenen Fläche der Niederlande mit 55 Prozent angegeben, richtig sind 26 Prozent (hier muss man allerdings betonen, dass diese Angaben von der niederländischen Behörde selbst übermittelt wurden, die jetzt eine Korrektur veröffentlicht hat: http://www.pbl.nl/en/dossiers/Climatechange/content/correction-wording-floodrisks.html

Auch die Aussagen zur Wasserknappheit und Ernterückgängen in Afrika sind wohl nur dem Bericht einer Umweltorganisation entnommen, der sich zudem nur auf drei nordafrikanische Länder bezog.

Dazu kam noch ein Zahlendreher, der aus dem Zeitpunkt an dem die Himalaya-Gletscher abschmelzen werden, aus dem Jahr 2350 das Jahr 2035 machte. In der Gruppe, die den Bericht prüfte, waren nur Wissenschaftler aus der Region versammelt, die sich anscheinend gegenseitig nicht genügend kontrolliert haben. Unabhängig von der viel zu frühen Datierung des vollständigen Abschmelzens der Himalaya-Gletscher bleibt eine ernsthaft reale Bedrohung für die Wasserversorgung von mehreren hundert Millionen Menschen in den Gebieten Süd- und Südostasiens bestehen.

Die Ergebnisse der Klimawissenschaftler über das Fortschreiten des überwiegend von den Menschen verursachten globalen Klimawandels, also die in Arbeitsgruppe I erarbeiteten Aussagen, sind ebenfalls von der Kritik betroffen, indem behauptet wird, dass zwischen CO2-Konzentration und Temperaturanstieg kein Zusammenhang bestünde, in den letzten zehn Jahren eine Abkühlung zu verzeichnen wäre und der Winter 2009/2010 das beste Beispiel gegen die Theorie der Klimaerwärmung sei.

Diese Behauptungen werden aufgestellt, obwohl von den Klimawissenschaftlern keine „graue Literatur“ verwendet wird und das Prüfsystem besser ausgebildet ist. Die gemessenen Temperaturen belegen, dass die letzten zehn Jahre die wärmsten seit Beginn der Aufzeichnungen sind. 2005 war das bisher wärmste Jahr, und die Jahre 2009 und 2007 belegen gemeinsam den zweiten Platz.

Was sagen renommierte Wissenschaftler zur Kritik an dem Bericht?

Die meisten renommierten Forscher wehren sich gegen eine ihrer Ansicht nach unsachliche Kritik am Weltklimarat (IPCC): 

Hans-Joachim Schellnhuber, der auch Kanzlerin Merkel berät. „Vieles, was aus der Szene der sogenannten Skeptiker kommt, ist einfach nicht stichhaltig.“ Im gewissen Sinne, so Schellnhuber, seien irrationale Einwände gegen Ergebnisse der Klimaforschung verständlich: „Die ungebremste Erderwärmung ist eine außerordentlich ungemütliche Vorstellung, und es ist nur menschlich, sich diese wie ein Schreckgespenst wegzuwünschen. Dann reichen eben eine Handvoll Schlampigkeiten in einem 3000-Seiten-Bericht als Begründung, um erleichtert alles wegzuwischen: Klimaproblem abgehakt.“ Weil viele Leute Klima mit Wetter verwechselten, glaubten sie, sie könnten mitreden. Zudem gehe es beim Klimaschutz um billionenschwere Geschäfte, etwa der Öl- oder Kohleindustrie. „Dass die entsprechenden Interessen mit ruppigen oder gar kriminiellen Methoden verteidigt werden, überrascht mich nicht.“

Die IPCC-Berichte über Ausmaß und Ursachen des Klimawandels dürften nicht wegen einzelner Fehler grundlegend infrage gestellt werden. Das fordern Peter Lemke vom Bremerhavener Alfred-Wegener- Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI) und der Geschäftsführende Direktor des Max-Planck-Institutes für Meteorologie in Hamburg, Jochem Marotzke. „Nichts ändert etwas daran, dass der vom Menschen gemachte Klimawandel sich in Zukunft verstärken wird“, so Lemke. Die Wissenschaftler haben sich diesbezüglich an die Bundesministerin für Forschung und Technologie A. Schawan (CDU) gewandt und um weitere Unterstützung gebeten.

Wie können Fehler in Zukunft verhindert werden?

Hans-Joachim Schellnhuber, spricht sich dafür aus, den Weltklimarat der Vereinten Nationen (IPCC) von allen politischen Interessen zu befreien und das bislang von den UN koordinierte Gremium nur noch von Wissenschaftlern leiten zu lassen

Die Fakten für Sachsen aus dem Klimaatlas der Staatsregierung 

a) Temperatur: Die mittlere Jahrestemperatur im Vergleichszeitraum 1991 – 2005 nahm in ganz Sachsen im Mittel gegenüber der Referenzperiode 1961 – 1990 um 0,7 Grad zu. Die Zunahme fand jedoch räumlich und zeitlich differenziert statt.

b) Vegetationsperiode: Durch die Temperaturerhöhung beginnt die Vegetationsperiode in weiten Teilen des nordwestsächsischen Tieflands bereits vor dem 15.3. eines Jahres, was eine Verlängerung der Vegetationszeit um bis zu 2 Wochen zur Folge hat.

c) Klimatische Wasserbilanz: Die klimatische Wasserbilanz – die Differenz von Niederschlag und Verdunstung – hat sich im Sommerhalbjahr zwischen 1961 und 2005 deutlich verschärft.

d) Die Zukunft: Nach den aktuellen Simulationen mit dem Klimamodell WEREX wird es in Sachsen in den nächsten 50 Jahren deutlich wärmer. Die mittlere Lufttemperatur steigt bis 2050 um etwa 2 Grad an. Im Sommerhalbjahr werden ausgeprägte Hitze- und Dürreperioden weit häufiger auftreten als heute. Insbesondere im Winter ist mit einer deutlichen Zunahme der Häufigkeit warmer Wetterlagen in Verbindung mit vorherrschender Südwestanströmung zu rechnen. Folglich werden mit Niederschlagsabschwächung verbundene Lee-Effekte (tritt auf, wenn ein Gebiet das auf der vom Wind abgewandten Seite (Leeseite) und somit im Regenschatten eines Gebirges liegt) nördlich des Erzgebirges eine zunehmende Rolle spielen. Diese voraussichtliche Entwicklung deutet sich in den aktuellen Trends der Klimaparameter bereits an.

Quelle: »Sachsen im Klimawandel – eine Analyse«, http://www.umwelt.sachsen.de/umwelt/klima/1988.htm

Und was ist mit dem kalten Winter 2009/2010?

Der Winter 2009/2010 ist in Mitteleuropa, einschließlich Sachsen, deutlich kälter ausgefallen als in den letzten Jahren mit häufig milden Wintern. Verantwortlich für den Ablauf des Winters war Kaltluft über dem eurasischen Festland, die etwa 8 °C kälter als die langjährige Mitteltemperatur war und durch ein stabiles osteuropäisches Hoch gesteuert, bis weit nach Mitteleuropa vordringen konnte. Trotzdem fällt der Winter 2009/2010 nicht unter die Kategorie „strenger Winter“, denn dann müsste im Zeitraum 01.12.2009 bis 28.02.2010 die Kältesumme mindestens 300 °C betragen. Die Kältesumme eines Winters oder Monats erhält man, indem man alle Beträge negativer Tagesmitteltemperaturen (Temperaturen unter 0°C ) aufsummiert. Am 22.02.2010 betrug in Dresden die Kältesumme 256 °C, also kein „strenger Winter“.

Global gesehen nimmt der Januar 2010 die Position des drittwärmsten Januarmonats seit Beginn der Aufzeichnungen ein und ist der seit 32 Jahren wärmste Januar. In Grönland, Teilen von Alaska und Ostsibirien war es etwa 7 °C wärmer als im langjährigen Mittel, so dass die arktische Meeresvereisung auch in den Monaten Januar und Februar 2010 den niedrigen Stand der letzten Jahre aufweist. Auf der Südhalbkugel wurden sehr hohe Sommertemperaturen gemessen, die offensichtlich mit zahlreichen Wetterextremen (Süd- und Mittelamerika: wochenlange Starkregenfälle, Dürreperioden, etc.) in Verbindung stehen.

Dies alles zeigt, dass die globale Erwärmung unvermindert fortschreitet.

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