Bundesverband | Landesverband | Landtagsfraktion | Stadtratsfraktion | Grüne Jugend

BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN
Kreisverband Chemnitz

Suche

Reges Interesse am „Tag gegen Lärm“

Anwohner der geplanten neuen Südring-Trasse, aber auch andere Chemnitzer Lärmgeschädigte und weitere an Verkehr und Naturschutz Interessierte kamen am 29. April zu Rundgang und Stammtisch.

Rundgang2.jpg large
Am Naturschutzgebiet Eibsee

Auf freiem Feld des Naturschutzgebietes und mit Blick auf den Südring erläuterte zeigte Reiner Amme den künftigen Verlauf des südlichen Teil, Südverbund – Teil IV.

Auf dem Weg bis zum Zeisigwald gab es viele Vorschläge, Ablehnungen, aber auch Befürwortung unter den Teilnehmern. Anwohner der Walter-Klippel-Straße beklagten das hohe Verkehrsaufkommen samt Sattelschlepper, die nachts durch Euba preschen. Lärm, Dreck und vor allem die Gefahr für die Kinder auf dem Schulweg sind eine Dauerbelastung. Diese Bürger erhoffen vom Weiterbau des Südrings Entlastung. Andere Siedler (Richtung Beuteberg) sind verunsichert und fürchten künftig Lärmbelastungen. „50-70 kmh sind genug“, hieß es. Wir werden eine Position erarbeiten. Vorschläge:

  • Biotopverbund zwischen Adelsberg und Zeisigwald muss erhalten werden (auch mit Grünbrücke, auch wegen Nahverkehr)
  • Anschluss darf nicht wie im jetzigen Plan an der Eubaer Straße erfolgen, sondern weiter oben.
  • Der Straßenbau muss flach gehalten werden (Einschnitt in der Fläche) und darf nicht auf einem Damm erhoben werden
  • Die jetzt geplante Brücke über die Eisenbahn (234 m Länge bis Niederwiesa) ist zu gigantisch
  • Als Ausgleichsmaßnahme für den Naturschutz muss der „Steinweg“ für bestimmte Zeiten oder ganz stillgelegt werden
  • Den Menschen – Anwohnern/ Nutzer des Naherholungsgebietes/ Naturschützer – muss offen gesagt werden, was an Belastungen auf sie zu kommt und welche Flächen vernichtet werden.

Stephan Kühn EibseeWie ist die Aussicht auf den Baubeginn? Dazu gab Stephan Kühn, Bundestagsabgeordneter und verkehrspolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN, Auskunft. Die sächsischen Straßenbauanträge aus dem Bundesverkehrswegeplan sind zur Hälfte noch nicht angefangen. Alles, was prioritär einzuordnen ist, ist teurer geworden. Die EFRE-Mittel für die regionale Entwicklung werden jedoch weniger. Jetzt geht es darum, die vorhandene Infrastruktur zu erhalten. Der Ausbau der Infrastruktur Ost ist am Bedarf vorbei gegangen. Künftig wird es bei der Verkehrsentwicklung darum gehen, wo Ausbaubedarf ist, und der ist in den alten Bundesländern.

Wanderung durch das Biotop Zeisigwald

Im Zeisigwald übernahm Manfred Hastedt, Leiter Umweltzentrum, die Führung durch dieses einzigartige Flächendenkmal unserer Stadt. Die Renaturalisierung einzelner Biotope nach der Verseuchung des ehemaligen sowjetischen Militärgeländes konnte man an diesem Frühlingstag regelrecht genießen. Erschrocken sahen wir später die vielen Holzeinschläge – vor allem der großen alten Buchen – und die vielen Zerstörungen. Vor Ort wurde der Inhalt der Kleinen Anfrage von Petra Zais MdL im Landtag zur Waldbewirtschaftung drastisch erlebbar, die die Auswirkungen einer fortschreitenden Rationalisierung der Bewirtschaftung des Zeisigwaldes hinterfragte.

GRÜNER STAMMTISCH zum Verkehrslärm mit Stephan Kühn in der Zeisigwaldschänke

Stephan ZeisigwaldschänkeLärm nervt. Viele Menschen, die an Straßen oder Schienenstrecken wohnen, werden um Schlaf und Gesundheit gebracht. Neben Luftverschmutzung ist Verkehrslärm der zweitgrößte Verursacher von Gesundheitsrisiken. Ein Rechtsanspruch auf Lärmvorsorge besteht nur für Aus- und Neubau von Straßen und Schienenwegen. Für Lärmsanierung entlang von vorhandenen Verkehrswegen besteht kein Rechtsanspruch. Die „freiwillige“ Lärmsanierung findet hier nur nach „Kassenlage“ statt. Ein untragbarer Zustand. Notwendig wäre ein Verkehrslärmschutzgesetz,  in dem ein Rechtsanspruch auf Lärmsanierung im Bestand verankert ist.

Stephan Kühn vertiefte diese Eckpunkte. Hier einige Kernsätze: Die externen Kosten wegen Gesundheitsstörungen durch Lärm betragen 10 Milliarden Euro pro Jahr! – Der Lärm wird nicht gemessen, sondern berechnet – Lärmkartierung und Lärmaktionspläne gibt es inzwischen, es scheitert an der Umsetzung – Wir wollen einen Anspruch auf Absenkung des Lärms auf 65 dB (A) tags bzw. 55 dB (A) nachts für bewohnte Gebiete – Lärmminderung durch lärmarme Autoreifen, Geschwindigkeitsreduzierung, technische Standards beim Asphalt – Schiene: Umrüstung der Güterzüge, bis 2020 mit Rundstoffbremssohlen – Bei der Bahn gibt es keine Fahrquoten und kein Tempolimit – Einführung der neuen Form von Lärmschutzwänden (Beispiel Coswig) – MAUT: Lärmabhängige Bemautung wurde versäumt !/   Fluglärm: Die Rechtslage ist schlechter als bei anderen Fahrzeugen. Es gibt keine Grenzwerte für Flugzeuglärm, kein Lärmminderungsgesetz.

In der Diskussion schilderte eine genervte Anwohnerin der Zschopauer Straße, wie sie gegen den Lärm kämpft. Sie war gekommen, um Unterstützer zu finden. Stadtrat Bernhard Hermann sagte, dass man Bewusstsein für eine Vernetzung der Bürger und der bereits vorhandenen Bürgerinitiativen schaffen muss und nannte seine konkreten Vorhaben. Antje Kräuter (BIKA 174) beklagte, dass alle Gesetzte von 1990 sind und der tatsächlichen Situation hinterher hinken. Lärm ist eine Frage der Lebensqualität und zumeist auch ein soziales Problem. Auf ihre Frage zur Umweltplakette für Chemnitz gab es widersprüchliche Diskussionen. Die einheitliche Position war endlich: das Problem ist das Verkehrswachstum, der Schienenverkehr muss gefördert werden.

Die Gespräche waren kein Endpunkt zum Thema Lärm. Adressen und Telefonverbindungen wurden ausgetauscht, Termine vereinbart, eine Fortsetzung der Lärmwanderung vorgeschlagen, die Erarbeitung eines Positionspapiers des Stadtverbandes angedacht.

Steffi Zaumseil / wey

Andere aktuelle Artikel

Skip to content